Svenska tekniken
Ikea hat Einrichtung demokratisiert. Klassiker wie das „Billy“-Regal, der „Lack“-Tisch oder der Freischwinger „Poäng“ veränderten die Preisvorstellung von Konsumenten – aber auch, wie Möbel für den Massenmarkt entworfen, konstruiert und transportiert werden. Dann kam Haustechnik an die Reihe. Auf günstige Kühlschränke und Backöfen folgten bald die ersten vernetzbaren Produkte: funkgesteuerte Lampen aus der „Trådfri“-Serie oder akkubetriebene Rollos und Jalousien. Gemeinsam mit dem Streaming-Spezialisten Sonos entwickelte man 2018 ein Sortiment von WLAN-Lautsprechern – inklusive musizierender Tischleuchten und tönender Bilderrahmen.
Mittlerweile hat der Konzern auch Balkonkraftwerke, Solaranlagen, Wärmepumpen und Wallboxen für Elektroautos im Programm. Es scheint, als wolle das „unmögliche Möbelhaus aus Schweden“ (Werbeslogan von 1974) zum Vollsortimenter für Technik im Haushalt werden. Genauer gesagt: der Wegbereiter für intelligente Vernetzung.

Eine aktuelle Entwicklung kommt da gerade recht: Seit 2022 gibt es den Smarthome-Standard „Matter“, ins Leben gerufen von Branchengrößen wie Amazon, Apple, Google und Samsung. Seine Aufgabe: Produkte miteinander zu vernetzen und zu steuern – über Herstellergrenzen hinweg und frei von jeder Abhängigkeit. Die Krux, dass Geräte nur in bestimmten Systemen funktionieren, soll der Vergangenheit angehören. Auch Ikea ist mit von der Partie und hat fürs nächste Jahr nicht weniger als 20 neue Matter-Produkte angekündigt. Die hauseigene Smarthome-Zentrale „Dirigera“ wird ihre Kontrolle übernehmen, wie über bisherige Trådfri-Lampen und andere Geräte auch. Bislang war Matter ein Experimentierfeld für technikverliebte Nerds. Dass die Schweden, deren Zielgruppe nicht gerade aus Early Adoptern besteht, gerade jetzt auf den Standard setzen, lässt hoffen: „Wir glauben, das richtige Maß an Qualität, Preis und Zuverlässigkeit erreichen zu können, das wir benötigen“, heißt es aus der Firmenzentrale.
Warum das eine Kolumne wert ist? Weil Ikea mit demselben Anspruch an das Thema herangeht wie bei seinen Möbeln. Ein Smarthome mit „Svenska tekniken“ (Schwedischer Technik) wird preiswert sein und trotzdem vorzeigbar. Das lassen Neuheiten wie der Bluetooth-Lautsprecher „Nattbad“ bereits vermuten: eine knuffige Soundbox zum Preis von 40 Euro, erhältlich in Rosa, Gelb und Schwarz. Smarte Lampen, Temperatursensoren und Bewegungsmelder kosten dann eben keine 30, 40 oder 50 Euro mehr, sondern höchstens 15. Die Automatisierung von Licht und Heizung für jedermann rückt in greifbare Nähe. Das soll nicht heißen, dass es keinen Bedarf an Profi-Installationen mehr gibt. Aber es kommen preisgekrönte Alterna- tiven dazu. Ikea hat es geschafft, die Einrichtung zu demokratisieren. Warum sollte das nicht auch beim Thema Smarthome gelingen?