Kolumne #13: Smartphone-Akkus

Akku Reloaded

Wenn es nach der EU geht, sollen Geräte mit aufladbaren Batterien bald keine fest verbauten Akkus mehr haben. Eine entsprechende Verordnung hat die Europäische Union im Sommer erlassen. Sie betrifft alle Arten und Größen von Stromspeichern, die im Binnenmarkt zum Einsatz kommen – von Akkus in Hausgeräten über Elektroautos bis hin zu großen Industriebatterien. Das Ziel: mehr Recycling, um wertvolle Inhaltsstoffe zurückzugewinnen. Ein verklebter Akku, wie in modernen Smartphones üblich, verhindert das eher. Hat er das Ende seiner Lebenszeit erreicht, lässt er sich nur mit teurem Spezialwerkzeug aus dem Gehäuse lösen. Weil das kaum jemand macht, landen viele Telefone komplett mit Batterie auf dem Müll, obwohl sie eigentlich noch betriebsfähig wären.

Diese Kolumne erschien zuerst
in GoodLife, Ausgabe 177

Laut EU-Batterieverordnung müssen Akkus ab 2027 so gestaltet sein, dass Verbraucher sie selbst herausnehmen und ersetzen können. Beim Fairphone aus den Niederlanden und einzelnen Telefonen von Gigaset, Samsung oder Shift ist das bereits der Fall. Allerdings zählen diese Modelle nicht unbedingt zu den Bestsellern. Ähnlich wie die Automobilindustrie hat auch die Handy-Branche es verstanden, Konsumentenbedürfnisse zu wecken, die mit einem nachhaltigen Lebensstil schwer vereinbar sind. Den PS-starken Limousinen und SUVs auf der einen Seite stehen ultraflache Smartphones gegenüber – spritzwassergeschützt und staubdicht, samt induktiver Ladeschale, die den integrierten Akku binnen 90 Minuten auf 100 Prozent pusht. Mit austauschbaren Batterien sei das alles nicht zu machen, sagen die Hersteller. Und wie es scheint, hat sich ihr Protest gelohnt: Hochwertige Batterien, die nach 1000 Ladezyklen noch 80 Prozent ihrer Kapazität erreichen, dürfen wohl auch künftig fest verbaut werden. Als Ladezyklus gilt die komplette Füllung von 0 bis 100 Prozent.

Allerdings kann man einem Handy-Akku kaum Schlimmeres antun, als ihn so zu laden. Die Lithium-Ionen-Zellen halten am längsten, wenn sie weder leer noch richtig voll sind. Ihr Wohlfühlbereich liegt zwischen 30 und 80 Prozent. Ein ausgepowertes Smartphone über Nacht auf die induktive Ladeschale zu legen und es dort bis zum Morgen schmoren zu lassen, ist also keine gute Idee. Schon gar nicht, wenn es in einer Schutzhülle steckt. Denn Wärme, die beim Laden entsteht, sollte nach draußen abziehen können. Erhöhte Temperaturen beschleunigen den Alterungsprozess der Zellen, was sich in Kapazitätsverlust bemerkbar macht – das Smartphone muss immer rascher und öfter an die Steckdose. Aus demselben Grund sind Schnellladegeräte, die in kurzer Zeit viel Watt durch die Leitung pumpen, auch strapaziöser für den Akku als langsames – und kühleres – Laden mit weniger Leistung. Es lohnt sich, die Batterieanzeige im Blick zu behalten. Lieber mehrmals einen halben Zyklus investieren – von 30 auf 80 Prozent – als jedes Mal die vollen 100 Prozent auszuschöpfen. Zumindest so lange, bis es auch Hightech-Smartphones mit austauschbaren Batterien gibt.